Konzeption – Umsetzung der Ziele

Die wichtigsten Besonderheiten der Modellklassen für besonders begabte Schülerinnen und Schüler am Deutschhaus-Gymnasium seien im Folgenden genauer erläutert:

  • Ein Schwerpunkt des Modellprojektes liegt auf der Vermittlung von Lern- und Arbeitstechniken. Die geschieht zum einen im Fach Personale Kompetenz (einstündig von der 5. bis zur 8. Jahrgangsstufe), ist zum anderen aber auch Aufgabe der einzelnen Schulfächer. Die Erfahrung zeigt, dass besonders begabte Kinder in der Grundschule oft unterfordert sind und infolgedessen nicht lernen, wie man schulisch effektiv lernt und arbeitet. Es ist deswegen ein Schwerpunkt des Projekts, Schüler/innen an Lern- und Arbeitsweisen heranzuführen. Dies kann aber nur in Zusammenarbeit mit den Eltern gelingen.
  • Akzeleration, die beschleunigte Darbietung des Lernstoffs, wird in einzelnen Fächern z. B. dadurch angewandt, dass in einigen Jahrgangsstufen der reguläre Stundenumfang um eine Stunde gekürzt wird. Dies betrifft pro Jahrgang jedoch höchstens eine Unterrichtsstunde – das Fach, in dem die Stundenzahl verringert wird, wechselt in jedem Schuljahr.
    Darüber hinaus haben die Schüler/innen der Modellklassen – außer in der 5. und 6. Klasse – keine Intensivierungsstunden. Lediglich neu begonnene Fremdsprachen wie Englisch in der 5. Klasse oder Französisch in der 6. Klasse werden durch eine Intensivierungsstunde unterstützt, um den Schülerinnen und Schülern den Einstieg in die neue Sprache zu erleichtern.
    Die „eingesparten“ Stunden schaffen zum einen Freiraum für zusätzliche Fächerangebote (wie „Kreatives Gestalten“ oder „Personale Kompetenz“), sie sollen zum anderen verhindern, dass die Schüler sich im Unterricht langweilen. Es wird davon ausgegangen, dass besonders begabte Schülerinnen und Schüler schneller lernen.
  • Ein wichtiges Prinzip ist die Differenzierung innerhalb des Unterrichts. Wo möglich und sinnvoll, wird versucht, den Unterricht auf die Stärken und Schwächen der Schüler/innen abzustimmen, sie bekommen unterschiedliches Material oder verschiedene Gruppenarbeitsaufträge.
    Grundsätzlich sind im Sinne dieser Differenzierung auch Zeiten, in denen sich Schüler selbständig mit Unterrichtsinhalten beschäftigen, vorgesehen. Ab der 5. Jahrgangsstufe sollen sich die Schülerinnen und Schüler in einigen Fächern z. B. in so genannten Selbstlernzeiten auch selbständig mit Unterrichtsinhalten beschäftigen und sich den Unterrichtsstoff aneignen. Die Lehrkräfte unterstützt die Schüler/innen dabei mit Material, Fragenkatalogen und stehen immer als Ansprechpartner zur Verfügung. Die Selbstlernzeiten sind dabei wochenweise auch fächerübergreifend angelegt – in den niedrigeren Jahrgangsstufen ein bis zwei Wochen, in höheren Jahrgangsstufen drei bis sechs Wochen.
  • Der Lernstoff soll den Schülern zudem immer wieder über den Lernplan hinaus vertieft dargeboten werden. Ein Beispiel für die Vertiefung ist die einmal im Schuljahr stattfindende Projektwoche, in der fächerübergreifend ein zwischen Schüler/innen und Lehrkräften bearbeitetes Thema behandelt wird. Themen der letzten Jahre waren z. B. „Europa“, „Umweltverschmutzung“, „Die vier Sinne“ oder „Kolumbus und die Entdeckung Amerikas“. Die Schüler/innen sind während der Projektwoche in verschiedenen Gruppen aktiv und bereiteten einen Präsentationsabend für Eltern und Interessierte vor, an dem die Ergebnisse der Projektwoche vorgestellt wurden. Für die Projektwochen finden oft Exkursionen statt oder es werden externe Referenten und Kursleiter eingeladen.
  • Das Deutschhaus-Gymnasium bietet ein umfangreiches Zusatzprogramm an Wahl- und Schülerakademiekursen an, die die Schüler/innen besuchen können. Ein Teil dieses Angebots ist für die Schüler/innen verpflichtend (siehe unten), ansonsten können die Schüler/innen im Sinne eines Enrichments freiwillig weitere Kurse belegen. Die Angebote entstammen verschiedenen Bereichen: Kunst, Musik, Theater, Philosophie, Naturwissenschaften, Informatik, Sprachen etc. Ab der 7. Jahrgangsstufe gibt es für die Schülerinnen und Schüler der Modellklassen die Verpflichtung, jedes Schuljahr mindestens an einem halbjährigen Wahl- oder Schülerakademiekurs teilzunehmen.
  • Die Schüler/innen der 7. bis 10. Jahrgangsstufe sind außerdem verpflichtet, einmal in diesen vier Schuljahren an einem Schüler-Wettbewerb (z. B. „Jugend forscht“) teilzunehmen. Um die Schüler/innen bei der Erstellung der Wettbewerbsarbeit zu unterstützen, bietet das Deutschhaus-Gymnasium eigene Wahlkurse an, die dann als jährlich verpflichtender Wahlkurs angerechnet werden.
  • Als verpflichtendes Enrichment werden die für die Schüler/innen der Modellklassen verbindlichen Zusatzfächer bezeichnet. Dies sind im Einzelnen: Kreatives Gestalten (5. und 6. Jahrgangsstufe), Personale Kompetenz (5. bis 8. Klasse) sowie Europäisches Denken (8., 9. und 11. Jahrganggstufe).
    Im Fach „Kreatives Gestalten“ geht es vor allem darum, kleinere Theaterprojekte durchzuführen, in denen die Schüler /innen im Ausdrucksspiel geschult werden. Zum Teil werden hier auch Elemente aus dem Fach Musik integriert.
    Das Fach „Personale Kompetenz“ beinhaltet Verschiedenes: In der 5. Klasse wird ein Schwerpunkt auf die Vermittlung von Lern- und Arbeitstechniken gelegt, der in der 6. Klasse vertieft und durch die zusätzlichen Themen soziales Verhalten, Kommunikation und Entspannung ergänzt wird. In den weiteren Jahrgangsstufen sieht das Fach Bereiche wie Rhetorik, selbständiges Arbeiten (Portfolio- und Lerntagebuch-Technik), etc. als Inhalte vor.
    Eine besondere Stellung hat schließlich das Fach „Europäisches Denken“, das dem Umstand Rechnung trägt, dass Europa und die Europäische Union zunehmend unser Leben und Denken bestimmen. Das Fach wird ab der 8. Klasse unterrichtet und versteht sich als philosophisch ausgerichtetes Fach, in dem u. a. Grundkenntnisse in Philosophie und Mythologie vermittelt werden. Es soll vor allem der geistesgeschichtliche Hintergrund, der die europäischen Länder miteinander verbindet, beleuchtet und den Schülern erfahrbar gemacht werden.
  • Besondere Bedeutung hat in dem Modellprojekt die Projektorientierung des Unterrichts. Die Schüler/innen sollen sowohl in den einzelnen Fächer als auch fächerübergreifend immer wieder in Projekten lernen und sich dadurch selbständig und besonders intensiv mit bestimmten Themen auseinandersetzen.
  • Ab der 8. Jahrgangsstufe gibt es für die Modellklassenschüler/innen das so genannte Vertiefungsfach, das im Schuljahr 2007/08 eingeführt wurde. Die Schüler/innen wählen dabei eines ihrer Unterrichtsfächer aus, um darin selbständig vertieft an einem Thema zu arbeiten. Das Thema wird mit dem entsprechenden Fachlehrer vereinbart und soll vom Schüler bzw. von der Schülerin selbst vorgeschlagen werden. Für die Bearbeitung ihres Vertiefungsfach-Themas sind die Schüler selbst zuständig – der Fachlehrer sowie ein zusätzlich benannter Betreuungslehrer aus dem Lehrerteam unterstützen die Schüler/innen jedoch bei der Erstellung. Über ihre Arbeit müssen die Schüler/innen in einem Portfolio Buch führen, sie reflektieren und die Ergebnisse dokumentieren.
    Ziel der Vertiefungsarbeit, die zu erstellen ist und für die die Schüler/innen ca. fünf Monate Zeit haben, ist ein Endprodukt, das vom Lehrer bewertet wird und in die Fachnote (Wertung zwischen 25 und 33 % der Fachnote) mit einfließt. Das Endprodukt sollte nicht rein reproduktiv, sondern praktisch orientiert sein und kann auf vielfältige Art und Weise abgegeben werden: als ausführliches Referat mit Präsentation, als Ausstellung im Schulhaus, als Internetseite oder Videofilm, als CD-ROM, als gebautes Modell etc.
  • Im Rahmen des Drehtürmodells können sich Schülerinnen und Schüler, die in einem Schulfach fachlich schon weiter sind und gute Leistungen habe, phasenweise vom Unterricht befreien lassen, um in dieser Zeit an vorher vereinbarten Inhalten und Projekten selbständig zu arbeiten. Voraussetzung für die Teilnahme am Drehtürmodell ist eine Vorjahresnote in dem betroffenen Fach von besser als 2,0, die Zustimmung der in dem Fach unterrichtenden Lehrkraft sowie der Eltern. Mit der Fachlehrkraft wird dann vereinbart, woran der Schüler / die Schülerin während der frei werdenden Zeit arbeitet. Für das Nachholen des versäumten Unterrichtsstoffs ist der Schüler / die Schülerin selbst verantwortlich.

Eine Zusammenfassung der in den vorherigen Abschnitten genannten Besonderheiten der Ausbildungsstruktur für die Modellklassen enthält die folgende Grafik:

Ausbildungsstruktur der Modellklassen im G9 am Deutschhaus-Gymnasium

Ausbildungsstruktur der Modellklassen im G9 am Deutschhaus-Gymnasium | Grafik: Ulf Cronenberg

(Die Grafik kann mit Klick auf diesen Link in voller Größe heruntergeladen bzw. angezeigt werden. Die alte Ausbildungsstruktur für das G8 finden Sie am Ende dieser Seite.)