100 Jahre zurück (Projektwoche der Klasse 6m, Schuljahr 2017/18)

Projektwoche 6m, Schuljahr 2017/18So stramm standen die Kinder früher bei der Begrüßung des Lehrers - die 6m zum Glück nur für das Foto | Foto: Frank Paulowitsch

Schuhputzer und Schaffner, Predigten und Prügelstrafe – die 6m reist in die Zeit vor 100 Jahren.

„Früher war alles besser!“ – diese Aussage hört man häufig. Aber wie war das eigentlich früher? Ist diese Behauptung haltbar, und wie sah das Leben der Menschen früher aus? Das Jahr, in dem die bayerische Konstitution ihren 100. Geburtstag feiert, schien den Kindern und den Lehrkräften der 6m geeignet, im Rahmen ihrer fünftägigen Projektwoche einen genaueren Blick in die Zeit vor rund 100 Jahren zu werfen.

Doch zunächst blieben wir dem Ort treu, an dem wir so viel Zeit verbringen: Eine Fahrt nach Lohr ins Schulmuseum stand als Einstieg auf dem Programm, und dank halbwegs ordentlicher Zugverbindungen – damals hätte man so einen Ausflug mal eben an einem Tag schlicht vergessen können – lief der Zug trotz einiger organisatorischer Turbulenzen am Lohrer Bahnhof ein. Ein Fußmarsch durch das malerische Städtchen führte uns zum im Lohrer Ortsteil Sendelbach stehenden Schulmuseum, wo uns Herr Hegel, passionierter, aber inzwischen pensionierter Volksschullehrer bereits erwartete.

Durch ihn erhielt die Klasse, in engen Holzbänken sitzend, einen informativen und kurzweiligen Überblick über das Thema „Schule vor 100 Jahren“. Erste Zweifel an der Behauptung, dass früher alles besser war, stellten sich jedoch spätestens ein, als sehr anschaulich von den drastischen Bestrafungsformen des gestrengen Dorfschulmeisters berichtet wurde, den man nach einer langen Strafpredigt aber durchaus mit Speck und Eiern besänftigen konnte. Dumm nur, wenn man diese nicht hatte, denn dann konnte man schnurstracks auf der Eselsbank landen und zum Gespött der Mitschüler und des ganzen Dorfes werden.

Projektwoche 6m, Schuljahr 2017/18

Wer nicht hören will, muss fühlen – hieß es früher. Ein Schüler zeigte sich als mutiger Testschüler auf dem „Folterbrett“. | Foto: Frank Paulowitsch

Mit so viel Input versehen machten sich die Schülerinnen und Schüler der 6m schließlich – wieder in der Realität der Projektwoche angekommen – an die Arbeit und widmeten sich auf verschiedenste Weise Themen wie Schule, Alltag, Mode, Reisen und Fortbewegung, Sport und Spiel. Und da stellte sich heraus, wie spannend diese Zeit der Urgroßeltern gewesen war, denn auf vielen Gebieten war echte Pionierarbeit geleistet worden.

Die Gruppe, die sich den Fortbewegungsmitteln verschrieben hatte, staunte zum Beispiel nicht schlecht, als sie herausfand, dass es schon vor 100 Jahren einen Hubschrauber gegeben hatte und dass die ersten Autos zwar nur 0,75 PS hatten, wenig später aber bereits Rennautos mit 198 Stundenkilometern über die Rennstrecke rasten. Auch im Sport gab es Dinge zu entdecken, mit denen keiner gerechnet hatte. So hat es wohl schon vor 100 Jahren bei der Tour de France Betrugsversuche gegeben. Das Doping war damals der nächste Zug, in den die Radfahrer heimlich stiegen, um so sicher zum nächsten Etappenziel zu gelangen.

An vier schaffensreichen Tagen wurde neben der Recherchearbeit Mode der Zeit genäht, Schule vor 100 Jahren und eine Reise geprobt und an alten Spielen gebastelt. Und so konnte die 6m den Eltern am Abschlussabend mit viel Freude ein buntes Programm bieten: eine anschauliche kleine Szene, die die Vorzüge des Reisens per Bahn vor 100 Jahren deutlich machte, ein authentisches Theaterstück zum Thema Schule, eine kleine Modenschau mit Holzfiguren, Quizshows zur Fortbewegung und ein Powerpoint-Vortrag zum Sport.

Aktiv wurden die Eltern am Schluss, als sie die alten Spiele ausprobieren durften, die die Spielegruppe vorbereitet hatte. Praktischerweise führten diese Spiele auch gleich in die Nähe des grandiosen Büffets, das die Eltern liebevoll angerichtet hatten. Fazit: Früher war ganz bestimmt nicht alles besser, ganz im Gegenteil. Doch war es eine spannende Zeit, die auch ihre Vorzüge hatte!

Text: Susanne Bach und Manuela Grimm